2010 April - Mai: 2te Atlantiküberquerung
 

2010 April - Mai: Zweite Atlantiküberquerung Ost/West: Erste Aequatorüberquerung

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ord/Süd: Gambia - Brasilien

Endlich! Nachdem wir uns von unseren Freunden (Einheimische und Segler) verabschiedet hatten und in Banjul noch rund 500l Süsswasser gebunkert hatten, hoben wir den Anker um nach 3 Monaten Gambia zu verlassen und um wieder sandfreie Seeluft um die Nase zu haben. Das Endlich heisst nicht, dass wir froh waren, Gambia zu verlassen, sondern bezieht sich darauf, dass wir am 17. Mai einen Gast in Salvador de Bahia erwarten. Für die 2100sm brauchen wir normalerweise ca 21 Tage. Diesmal überqueren wir auf unserer Reise aber den Äquator, wo sich bekanntermassen die Calmen befinden. Und die heissen so weil es dort eben wenig Wind hat.... Somit waren wir schon bei der Abreise in Verzug.

Unsere Überfahrt starteten wir am 28. April nachts um 02.00. Und obwohl die See ruhig war und wenig Wind blies streifte mich (Mary) nach so langem Ankerliegen ein leichter Anfall von Seekrankheit. Am ersten Tag waren wir eh wieder mal mit “Fischernetzslalom“ beschäftigt, diesen beherrschen wir ja in der Zwischenzeit recht gut. Am zweiten Tag verabschiedeten wir uns dann von der Zivilisation und Afrika verschwand hinter dem Horizont. Nur mit dem Wind wollte es nicht so recht. Er kam zwar wie vorhergesehen aus Norden, aber leider nur mit max 3 Bft. So schafften wir auch nie die angestrebten 100sm / Tag. Abwechslung in die ruhigen Segel (Dümpel)tage brachten Fische: ein ca 2m langer blue Merlin schwamm über zwei Stunden in unserem Kielwasser. Und dann zog auch endlich das Fischerglück auf der MARADY ein! In der Nacht fing Ady erst mal ein längliches Ungeheuer von ca 50cm Länge mit riesigen Augen und spitzen Zähnen. Dieses Exemplar sah aber nicht sehr appetitlich aus und fand deshalb den Weg in die Pfanne nicht. Danach fand aber ein Thunfisch von ca 50cm Länge und 1,5kg (ausgenommen) unseren Metallfisch-Köder attraktiv genug um reinzubeissen. Kurz darauf rauschten gleich beide Angeln aus: offensichtlich ist uns ein Schwarm Gelber Thunfische gefolgt. Dabei handelte es sich um etwas kleinere Exemplare, genau die richtige Portion für je eine Person. Wer meint nun hätten wir genug Glück für einen Tag gehabt täuscht sich! Ein weiterer Thunfisch, vielleicht der Zwillingsbruder des Ersten wurde von Ady an Bord gezogen. Mit einem Schuss Whisky hinter die Kiemen wurde unser künftiges Abendessen in's Jenseits befördert. So fangfrischer Thunfisch schmeckt einfach fantastisch!

Am 3. Mai gab es dann ein weiteres Ereignis, dass zu einem Eintrag in's Logbuch führte: Unter Spinnaker zogen wir mit leichter achterlicher Brise über das ruhige Meer und ich wartete drauf, dass sich die Morgenbewölkung auflockert und die Sonne Energie liefert um die Fische im Kühlschrank frisch zu halten. Aber ohne Vorzeichen drehte der Wind und kam voll auf die Nase! Während wir in letzter Sekunde den Spi einholten platschten die ersten Regentropfen im Jahre 2010 auf das wieder mal sandige Deck der MARADY und unsere Köpfe! Natürlich nicht so viel, um den Dreck gleich loszuwerden, aber immerhin sammelte er sich in braunen Rinnsalen. Der Wind drehte dann auch erst in den späten Abendstunden wieder auf die gewünschte Richtung aus Nord-Ost, was ein paar Stunden unter Motor bedeutete.

Die weiteren Tage verliefen ähnlich: wenig Wind. Aber wir hatten auch noch genug an Bord zu tun, langweilig wurde es uns nicht. So wurde das Deck erst mal mit Salzwasser geschrubt. Der nächste Regen wusch dann nach und das Deck war wirklich ein paar Tage sauber. Leider bissen keine Fische mehr an, die ausgelegten drei Angelschnüre verhedderten sich höchstens mal. Vergeblich versuchten wir, unseren Inmarsat in Betrieb zu nehmen: damit hätten wir Internetzugang und könnten unserem Gast Hüsi mitteilen, dass wir später als erhofft in Salvador eintreffen werden. Damit er trotzdem weiss, woran er ist funkten wir einen Frachter an der nach x-maligen Nachfragen und Rückbestätigen die Nachricht versenden konnte.

Auch mit dem Empfang des Wetterfax wollte es auf der Nordhalbkugel nicht so recht klappen. Später, südlich des Äquators konnten wir den Fax der Brasilianischen Marine und sogar RTTY (Text) problemlos empfangen.

Dafür konnten einige Arbeiten erledigt oder wenigstens vorbereitet werden: Das neue Solar Panel wurde instaliert und funktioniert hervorragend. Die Toilettenschränkchen erhielten edle Türchen, eine Isolation um Flaschen mit kaltem Inhalt kühl zu halten wurde aufgeschäumt, LED Lichter montiert, verschiedenes mehr oder weniger erfolgreich repariert und vieles mehr. Auch musste jede Ecke geputzt werden denn der Wind in Gambia hat Sand in jeder Ritze deponiert. Und dies bei ca 33°C tags und 28°nachts. Zum Nichtstun oder Lesen blieb kaum Zeit. Während der Nachtwachen habe ich einen Teil der Homepage unseres Freundes Paul www.nautictest.com von deutsch auf englisch übersetzt.

Am 12. Mai gab es zur Feier meines Geburtstages „Gschwelti“ (Pellkartoffeln) mit Fondue. Und am 13. haben wir es endlich geschafft: wir überquerten den Äquator um 19.30 Uhr GMT! Ehrlich gesagt sieht das Wasser südlich des Äquators nicht anders aus als in Norden, und Wind hatte es auch nicht mehr.

Dies änderte sich erst am 15. Mai: nach einem Schauer blieb der Wind und begleitete uns fortan mit 4-5 Beaufort. Mehrmals tönte der Ruf „miles, miles, miles“ über Deck wenn wir wieder mit 6-7knts über die See rauschten! So schafften wir auch endlich Etmale über 100nm, am 17. reichte es sogar für das Beste das wir bisher erzielten: 149Meilen in 24Std! Nach 5 Tagen war es aber wieder fertig mit „miles, miles, miles“ und ein guter Läufer wäre schneller gewesen als wir.

Aber alles findet mal ein Ende und nach 26 Tagen erreichten wir am 23. Juni bei Regenschauer Salvador de Bahia.

Der Anblick der Skyline dieser Millionenstadt hat uns sehr beeindruckt! So was waren wir uns seit langem nicht mehr gewohnt. Als der Anker bei Forte de San Marcello fiel wartete Hüsi auch schon am Steg und konnte endlich an Bord kommen.

Die nächsten paar Monate werden wir in Brasilien verbringen.

 
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