2011 April - Juli: St. Martin
 

2011 Ende April - Mitte Juli: St. Martin / Sint Maartin

Simpson Bay Lagoon

Aiolos meinte es gut mit uns: mit Wind aus N bis NE und rund 5 bft kamen wir zügig voran und sogar der Spinnaker durfte wieder einmal frische Luft schnuppern. Fast zu schnell absolvierten wir die 110nm und erreichten Marigot Bay, wo unser Anker neben dem der „Mupfel“ fiel. Paul und Selinda waren mit dem Umbau der Küche beschäftigt, ein Thema das unsere (vor allem Ady's) Hirnzellen auch schon länger kitzelt. Ein Anfang wäre nun gemacht, denn das alte Spülbecken der „Mupfel“ sieht noch ganz gut aus und passt perfekt in die Rundung unserer Küche. Aber die beiden hatten noch viel mehr für uns: da waren mal die Bücher, Mastrutscher und Collano A1970, die für uns mit ihrer Sendung ankamen. Sie hatten auch eine neue Nähmaschine erhalten, so ging die alte, nur leicht defekte, in unseren Besitz über. Auch für die alte Edelstahl-Ankerkette der „Mupfel“ waren wir dankbare Abnehmer.


Nach dem Einklarieren 3 Tage später verschoben wir uns dann in die Simpson Bay Lagoon. Um da rein zu kommen passierten wir die erste Klappbrücke seit Ft. Lauderdale in Florida! Mitten durch diese Lagune verläuft die Grenze zwischen Frankreich und den Niederländischen Antillen. Entgegen der landläufigen Vorstellungen einer Lagune enthält diese nicht klares, blaues Wasser sondern eine eher trübe Brühe. Aber das Ankern auf der französischen Seite ist frei, während man auf der holländischen Seite und ausserhalb in der Bay bezahlen muss. Dafür endet die Start- und Landebahn des Princess Juliana Airport hier. Diese ist eine Attraktion da sowohl Anfang als auch Ende am Wasser liegen. Die landenden Flugzeuge berühren fast die Köpfe der Badenden am Strand, während die der Schub der Startenden ein heisses Sand-Peeling liefert. Auch wir konnten uns dem Spektakel nicht entziehen und liessen uns sandstrahlen und staunten als „the big One“ eine Boeing 747, zur Landung ansetzte!


Bald aber hiess es schon wieder Abschied nehmen von unseren Freunden, denn sie erwarteten Gäste auf der Dom. Rep. Und wir untersuchten die 60m Kette Glied für Glied mit der Lupe. Dafür, dass die Kette schon über 10 Jahre alt ist und schon viel warmes Salzwasser gesehen hat, sieht sie noch recht gut aus. Aber einzelne Glieder haben halt doch Lochfrass. Und es wäre dann wirklich ärgerlich, wenn der Anker halten würde aber die Kette reissen!


Auf einem „Boat-Jumble“ (so was wie Schiffsflohmarkt) erstanden wir für 50US$ einen 5PS Mercury Aussenborder. Dieser war zwar nicht gerade in bestem Zustand, aber die mitgelieferten Ersatzteile waren mehr wert und passen auch für unseren Tohatsu Aussenborder. Ein weiterer Aussenborder des selben Typs war wenige Tage später auch günstig zu erwerben, so dass wir nun sicher über genügend Ersatzteile für unsere Aussenborder verfügen.


Das mit der Währung ist einen eigenen Absatz wert: Auf der französischen Seite wird natürlich mit Euro bezahlt. Auf der holländischen eigentlich mit Antillen Gulden, aber eigentlich mehr mit US$. Interessant ist, dass auf der französischen Seite oft der Euro-Betrag in US$ beglichen werden kann. Das macht für uns einen Unterschied von rund 35%! An einigen Tankstellen und auf dem Markt funktioniert das so, nicht aber in Supermärkten.


Auch unser Roller erhielt wieder mal Landgang. Das erste Mal dieses Jahr brausten wir wieder über die Strassen, und das „Schnauferl“ machte nach leichten Startschwierigkeiten auch die steilen „Bergstrassen“ klaglos mit. Die langen Staus, die irgendwie das Markenzeichen der holländischen Seite zu sein scheinen, waren für uns somit kein Problem. Wer in Sint Maarten ein Zweirad sein Eigen nennt fährt meist eine Harley Davidson: diese sind wirklich günstig, für 20'000 CHF ist man Besitzer eines solchen Kultgefährts. Aber wir klapperten mit unserem Schnauferl die Fachmärkte ab und verbrachten Stunden und Tage damit, Ersatzteile und Material für den Unterhalt der MARADY zu organisieren. Vieles gibt es halt nicht ab Stange und so muss improvisiert werden. Eine besondere Herausforderung war die Beschaffung eines Stückes Corian für den Küchenumbau. Bis wir endlich einen Schreiner fanden, der uns das Gewünschte beschaffen konnte, klapperten wir etliche Adressen ab. Und Will ist sicher ein hervorragender Schreiner, aber auch er vertröstete uns immer wieder, bis wir endlich die Platte an Bord hatten.


Auf dem Heimweg nach einer dieser Touren gerieten wir in eine Polizeikontrolle. Dummerweise hatte Ady seinen Führerschein vergessen einzupacken. Natürlich durften wir so nicht weiterfahren. Ady war 20 Minuten später wie versprochen mit der Lizenz wieder vor Ort. Mary war in der Zwischenzeit nicht in der Lage zu verhindern, dass das Schnauferl auf einen Abschlepplaster verladen wurde! Der Unternehmer, ein ehemaliger Polizist, verlangte prompt 75US$ für seinen Aufwand! Er gab sich dann mit 60 zufrieden, wie viel er davon seinen ehemaligen Arbeitskollegen abgibt, entzieht sich unserer Kenntnis.

Shoppen ist auch der Hauptgrund für die grossen Kreuzfahrtschiffe, die Insel anzulaufen. Die, die schon alles haben machen dann z.B. einen geführten Ausflug mit dem Dinghi. Schon lustig, dass die Touristen für eine Spritztour 80US$ pro Person bezahlen während wir in der glücklichen Lage sind, dies täglich zum Spritpreis zu erleben. Wer aber nun glaubt dass sich die lokalen Tour-Anbieter eine goldene Nase verdienen liegt falsch: 60% der Einnahmen müssen der CruisingCompany abgeliefert werden. Wenn man dann alles durch kalkuliert bleibt am Schluss auf der Insel ausser Abgase nicht viel hängen...


Für einige Wochen leistete uns die argentinische Familie auf der „Ypake“, die wir zuletzt in Franz. Guyana getroffen hatten, Gesellschaft. Santi, der 19 jährige Sohn, machte sich auf St. Martin selbstständig und heuerte auf einer Charter Yacht an. So zogen Ezequiel, Flo und ihre Töchter Josefina und Pilar ohne ihn Richtung Bermudas weiter.
Dafür lernten wir Torstein, seine Frau und deren Tochter kennen: Er kommt aus Norwegen und ist seit 3 Jahren mit der Kolumbianerin Ofelia verheiratet, welche ihre 16-jährige Tochter mit in die Ehe brachte. Um für den Urlaub in der Heimat der Frauen eine günstige Unterkunft zu haben erstand Torstein letztes Jahr eine 14m Yacht welche seither an Land stand. Leider lief bei der Ankunft der Familie in St. Martin nichts nach Plan: Der Mast musste aufwändig instand gestellt werden, der Generator funktionierte nicht und die Frauen warteten ungeduldig auf die Abreise. Torstein ist zwar sehr interessiert, hat aber weder vom Segeln noch vom Handwerklichen eine Ahnung. Naja, als Musiklehrer braucht man das ja auch nicht unbedingt. So wurde er aber von den ortsansässigen Unternehmern kräftig ausgenommen und ihm wurde einiges aufgeschwatzt was nicht unbedingt notwendig wäre. Wir hoffen, dass er sein Schiff doch noch nach Kolumbien segeln kann und die Frauen lernen, dass man mit einem Schiff halt nicht immer nach Plan auslaufen kann.
Und natürlich ergötzten wir uns auch am Inseltratsch und Klatsch. Das Interessanteste war eine deutsche Yacht, die von der französischen Coast Guard aufgehalten wurde: sie hatte 1.127t Kokain an Bord!

Aber offiziell beginnt die Hurricaneseason Anfangs Juni und so studierten wir die Wetterprognosen immer sorgfältig. Schutz gibt es praktisch keinen auf St. Martin, aber man rechnet auch erst so ab August/September mit Hurricanes. Hingegen lernten wir den Begriff „tropical wave“ kennen: dass sind Tiefdruckgebiete die, wenn sie sich im Westatlantik bilden, Böen und Regenschauer mit sich bringen. Wenn sie sich im Ostatlantik bilden können sie Keimzellen für Hurricanes sein. Da der Anker hielt waren diese tropischen Wellen für uns weniger ein Problem als für die Strassen der Insel: diese sind eh in einem schlechten Zustand und bei starkem Regen überschwemmt. So bedeutet für die Insulaner die Prognose „starke Regenschauer“ in etwa dasselbe wie bei uns in der Schweiz „Schneefall mit Eisglätte“. Nur dass in der Schweiz wohl kaum einem in den Sinn käme, deshalb später oder gar nicht zur Arbeit zu fahren. Diese wird in der Karibik im Allgemeinen nicht ganz so ernst genommen wie in der Heimat. Familie und Freunde sind auf alle Fälle wichtiger. Ob das wirklich so weit gehen muss dass ein Verkäufer ungeniert sein Handy abnimmt und mit der Ehefrau diskutiert, was man am Wochenende unternimmt, während der Kunde noch auf eine Auskunft wartet, sei mal dahingestellt.

So verliessen wir St. Martin/Sint Maarten nach 2.5 Monaten am 11. Juli, um einige Erfahrungen reicher (dazu gehört auch, dass wir auf einen Internetbetrüger rein fielen, was uns teuer zu stehen bekam) und in der Hoffnung, dass nun alles Notwendige für Unterhalt und Reparaturen auf der MARADY ist und dass die Fahrt nach Trinidad ohne Stürme verläuft.

 
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