2011 Januar - Februar: St. Lucia
 

2010 Ende Dezember - Ende Februar 2011: St. Lucia / West Indies / Karibik

Überfahrt F-Guyana in die Karibik:

Wie erwartet hatten wir für die rund 700nm nach Bequia etwas raue Bedingungen: Von einem Tief im Nordatlantik reisten Wellen Richtung Süden und standen dann gegen die Strömung, was zu relativ hohen, kurzen Wellen führte. Um unser Ziel Bequia direkt anzulaufen mussten wir wieder einmal hart am Wind segeln. Wir erreichten den Kanal zwischen St. Vincent und Bequia natürlich mitten in der Nacht, so dass wir bis zur Morgendämmerung vor St. Vincent beilagen. Wir waren erstaunt wie gut wir mit ausgestelltem Gross und einer Taschentuch grossen Fock die Position halten konnten. Am 29. Dezember um 09.30 fiel der Anker der MARADY vor Port Elisabeth, Bequia und wir freuten uns auf Paul und Selinda von der „Mupfel“. Vor dem Einklarieren aber erst mal ein Sprung in das klare blaue Wasser. Und dann auch gleich zu der nächsten Yacht mit deutscher Flagge geschwommen um zu fragen, ob sie wissen wo unsere Freunde sind. Ja, sie wussten es: sie sind bereits nach St. Lucia abgesegelt! Als sie vor einigen Tagen nach einem Ausflug nachts auf ihr Schiff zurück wollten, war dieses nicht mehr da wo sie den Anker fallen gelassen hatten! Um es kurz zu fassen: der Anker hielt nicht und der Kat ist auf's Meer rausgetrieben. Ein aufmerksamer Megayacht-Eigner sah auf dem Radar dass da etwas trieb und liess dieses „etwas“ mit seinem Beiboot reinschleppen: es war die „Mupfel“! Die Freude war gross, aber nachdem sich dann noch das Dinghi aufgelöst hatte entschieden sie sich, nach St. Lucia zu segeln wo sie einen neuen schwimmenden Untersatz für den Ausflug an Land beschaffen konnten (ein megacooles Segeldinghi).

Nun, wir hatten uns in den Kopf gesetzt, Silvester mit den beiden zu feiern und es war ja erst der 29. Dezember. Also kurz schlafen und um 17.00 wieder Anker auf. Die Sonne war schon untergegangen als wir wieder im Kanal zwischen St. Vincent und Bequia waren und Schreie hörten. Ganz kurz meinten wir es seien Fischer die uns vor ihren Netzen warnen wollten. Aber es war schnell klar, dass es sich um Männer in Seenot handelte. Also Fock rein, Grossbaum raus und Motoren an. In der nun bereits dunklen Nacht konnten wir die mindestens zwei Männer nicht sehen, aber sie hatten Gott sei Dank noch genügend Kraft um zu schreien. Als wir näher an den Schiffbrüchigen waren sahen wir etwas weisses im Wasser, sehr wahrscheinlich eine gekenterte Jolle, mit der sie abgetrieben wurden. In dem Moment kam ein Rettungsboot mit Blaulicht aus St. Vincent und wir konnten den Fall in professionelle Hände geben. Da wir nicht weiter helfen konnten nahmen wir wieder Fahrt Richtung Norden auf, wir sind sicher dass die Männer gerettet wurden.

Nun stand aber Wind und Welle gegen uns. So lange wir im Lee der Insel St. Vincent waren kamen wir ja noch einigermassen voran, aber der Kanal zwischen St. Vincent und St. Lucia schien unüberwindbar. Aber wir wollten noch in diesem Jahr in St. Lucia ankommen! Also wurden die Motoren gestartet und mussten uns 12 Stunden gegen Wind und Welle tragen. Am 31. Dezember um 01.30 fiel der Anker in der Rodney Bay / St. Lucia / West Indies / Karibik. Die Ansteuerung war einigermassen kribbelig denn nicht alle Yachten die da vor Anker lagen hatten Ankerlicht eingeschaltet und die Nacht war wirklich stockdunkel! Halbwegs ausgeschlafen und bei Tageslicht entdeckten wir die „Mupfel“ ca 200m hinter uns und wir konnten die beiden endlich umarmen.

St. Lucia

Nach dem Einklarieren versammelten wir uns auf dem Kat „Sunjet“ bei Volker, der zusammen mit der „ZEN“ von Oliver (den wir auch schon in Gambia getroffen hatten) im Hafenbecken lag, um das neue Jahr zu feiern. Mit von der Partie waren Volker (ein anderer) und Merry vom Katamaran „Merry“ und sehr, sehr viel Rhum-Punsch. Das neue Jahr begannen wir mit Erholen nicht nur von der Überfahrt....

Während Ady sich daran machte die in F-Guyana liegen gebliebenen Arbeiten wieder aufzunehmen, machte Mary zusammen mit Selinda Ausflüge auf der Insel.

St. Lucia, seit 1979 unabhängig, ist eine parlamentarische Monarchie und Mitglied des Commonwealth, wobei Queen Elisabeth II durch eine Gouverneurin vertreten wird. Der blaue Hintergrund der Flagge symbolisiert das Wasser und den Himmel, das gelbe Dreieck die Sonne und die schwarzen und weissen Umrandungen die Bevölkerung.
Die Insel ist erstaunlich vielfältig: sehr hügelig und grün. Im Norden, wo wir in der Rodney Bay liegen, gibt es Landschaften die mit ihren Pferden an die Prärie erinnern. Hier ist auch kaum etwas vom Hurricane Tomas, welcher Ende vergangenen Oktober (als die Hurricane Season eigentlich schon fast vorbei war) durchgezogen ist und mindestens 12 Menschenleben gefordert hat, zu sehen. Bei einem Ausflug nach Milet ins Landesinnere weiter südlich waren die Auswirkungen aber deutlich zu sehen: Es gab es viele Erdrutsche und die Bäche verwandelten sich in reissende Flüsse welche wiederum das Kulturland in Mitleidenschaft gezogen haben. Lokales Gemüse ist deshalb relativ teuer und die Wasserleitungen sind noch längst nicht überall repariert. Obwohl der Ausflug in den Regenwald, der fast die ganze Insel bedeckt, standesgemäss bei Regen erfolgte und wir anstelle der gesuchten Papageienart, die nur auf St. Lucia zuhause ist, nur einige spatzenähnliche Vögel sahen, war der Wald beeindruckend. Im Vergleich zu F-Guyana ist er viel lichter und es hat meterhohe Farne. Meine Samencollection konnte ich um ein paar schöne Exemplare erweitern...

Mary war ja bereits vor ca 15 Jahren für einen Segeltörn auf St. Lucia. Die "La Mauny", das Schiff, mit dem ich damals unterwegs war liegt noch in der Rodney Bay. Nachdem der betagte Besitzer Egon verstorben ist, wohnt sein Bootsjunge Neal auf der "La Mauny". Leider läuft das Chartergeschäft nicht, die Leute wollen modernere Yachten. So arbeitet er halt auf der Werft. Bei meinem ersten Besuch war ich schockiert, wie viel Plastikmüll überall rumlag. In dieser Beziehung kann ich St. Lucia ein grosses Kompliment ausstellen: auch wenn noch hie und da was durch die Gegend flattert oder im Wasser treibt, die Situation ist sehr viel besser (wenn auch mit drakonischen Strafen erreicht).

Aber wir flanierten natürlich nicht nur über die Insel sondern arbeiteten auch an der MARADY. Die Rollfockschott drei mal zu spleissen brauchte 3 Tage, die Rümpfe mussten auch wieder mal sauber gekratzt werden. Da der Tiedenhub in der Karibik nicht mehr ausreicht um trocken zu fallen muss letzteres halt im Wasser erledigt werden. Auch bei der Genua musste wieder mal der eine oder andere Schaden repariert werden. Um dieses Vorsegel runter- und wieder hoch zu ziehen mussten wir lange warten um einen windarmen Moment zu erwischen!
Unser Inmarsat funktionierte ja nach über einem Jahr noch immer nicht. Ady hat unzählige Stunden damit verbracht, Handbücher zu studieren, Kabel zu vermessen und jede mögliche Ursache untersucht. Zu guter Letzt fand der Customer Service von AST (der wirklich hervorragend antwortete) heraus dass unser Gerät unter der falschen Nummer registriert wurde... Nun haben wir auch fern ab der Zivilisation die Möglichkeit, via Satellit zu kommunizieren.
Und als absolutes Highlight hat Ady das Beleuchtungsprojekt erfolgreich umgesetzt: Die MARADY hat nun sowohl im Cockpit als auch im Salon je eine LED-Lampeschiene bei der man die Farben anwählen kann. Die Halterung ist jeweils ein halbiertes Rohr (aus Gambia), die LED's sind von der vorjährigen Weihnachtsbeleuchtung (von den Canaren), die Widerstände sind aus Brasilien und F-Guyana und die 6-Fach Drehschalter hatte Ady noch aus der Schweiz dabei. Also eine wahrlich internationale Konstruktion!
Irgendwie scheint aber unserer Ausrüstung der Jahreswechsel nicht zu bekommen. Allein im Januar gab die Batterie des Laptops, Mary's Handy und eine Bordbatterie den Geist auf...

Die Rodney Bay ist ein beliebter Ort für Segler: Mitte Dezember ist die Bucht und Marina Ziel der jährlichen ARC (Atlantic Race for Cruisers) welche jeweils Ende November in Gran Canaria startet. Die über 200 teilnehmenden Yachten brauchen für die ca 2'700nm durchschnittlich 20 Tage. Die Marady brauchte vom gleichen Starthafen bis hierher ein Jahr und legte etwa 6500nm zurück.

So an Yachten gibt es hier ja schon so einiges zu bestaunen: Vor ein paar Tagen war "le grand bleu" hier. Auf der 115m langen Yacht in Privatbesitz wird ein ca 22m Motorboot und eine ca gleichlange Segelyacht an Deck mitgeführt. Zur Erinnerung: die MARADY ist 12m lang! Zudem gehört ein Mini-Uboot zum Fuhrpark, der Helikopterlandeplatz muss ja wohl nicht erwähnt werden.... Die "Alexander von Humbolt" war uns irgendwie doch sympathischer....

Gross war jeweils die Freude wenn eine bekannte Yacht einlief, so die "Catorion" mit Lothar & Renate, welche wir ja schon auf den Canaren und in Gambia getrfoffen hatten. Auch sie rüsteten sich in St. Lucia mit einem neuen Dinghi aus. Auch die "Hana Iti" mit Marie-Luce & Didier aus Fribourg machte einen Halt in der Rodney Bay, so dass wir wieder mal ausserhalb der MARADY schwiitzerdüütsch sprechen konnten. Und die "Bagalut" (das heisst Schlitzohr oder so ähnlich) aus der Nähe von Hamburg haben uns die Geschichte vom Eigenbau ihres Alu-kat erzählt.

Am Freitagabend trifft man sich jeweils im „Fischerdorf“ Gros Islet: an Ständen werden kleine Leckereien, ganze Mahlzeiten und Getränke feil geboten. Natürlich auch wieder höllisch starker Gewürzrhum. Lokale DJ's lassen aus grossen Boxen ihre aktuellen Hits scheppern zu denen vor allem die Touristen das Tanzbein schwingen. Weisse Damen auf der Suche nach dem grossen Liebesglück lassen sich dabei von einem lokalen Romeo begleiten.

Auja, Wetter haben wir ja auch: es ist schön warm, so 25°C und es hat meist Wind und immer mal wieder kurze Schauer. Für die Jahreszeit hat es eigentlich zu viel Wind und Regen, aber nach einem el-niño Jahr soll es normal sein dass das Wetter nicht normal ist. Hoffen wir dass die Hurricane Season dann etwas ruhiger ist als normal....

Ja, aber die Karibik hat noch viele schöne Inseln. Deshalb ziehen wir mal weiter Richtung Norden, nach Dominica. Alle Inseln kann man ja kaum besuchen, deshalb lassen wir Martinique aus. Dort sei die Versorgungslage wegen einem Streik im Moment eh nicht gut: die Hafenarbeiter finden, sie verdienen zu wenig (das Mindestgehalt für einen ungelernten Arbeiter beträgt 3'200 Euro) und so werden die Container halt nicht abgeladen und die Regale bleiben leer.....ist halt Frankreich...

 

 
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