2012 März - April: Les Saintes, Guadeloupe & Dominica
 

2012 Mitte März – Ende April: Überfahrt nach Les Saintes. Les Saintes, Guadeloupe & Dominica

Überfahrt Carriacou nach Les Saintes:

Am 16. März verliessen wir Carriacou mit blitzblanken Kielen und legten Kurs Nord an. Dank Wind aus Ost mit 5-6bft rauschten wir mit 6-7knts durch das Wasser. Aber die Freude hielt nur kurz: denn schon nach ca 10nm gab es einen kurzen, aber intensivem Knall: Der Knoten am Horn des Grossegels hatte sich gelöst; dieses folgte der Schwerkraft und gleitete die frisch geschmierten Rutscher rund 14m im Schnellzugstempo runter. Also biegen wir ab und schmeissen das Eisen (Anker) in Union Island wo das Problem innert einer Stunde behoben ist: Ady wird in den Masttop gewinscht, das Ende der Fall nach unten gezogen und das Segel wieder fest geknotet. Schon noch praktisch sind die Inseln hier so nahe, denn in der bewegten See in den Masttop zu steigen wäre wirklich kein Spass... Da die Sonne schon bald untergeht beschliessen wir, die Nacht vor Anker in Union Island zu verbringen.
Am nächsten Morgen geht es frohgemut weiter. Wir passieren Bequia, St. Vincent, St. Lucia und sehen am Sonntag schon Martinique als sich mit einem Knall die halb eingereffte Fock ausrollt. Sch.... ! Diesmal hat die Scheibe an der Rollreffanlage die Reffleine durchgescheuert. Also Ersatz suchen, die alte aus- und die neue wieder einfädeln. Natürlich muss eine Welle uns dabei streicheln... Gottlob passieren beide Zwischenfälle bei Tageslicht.
So ziehen wir mit zügigen 5-7Knoten gen Norden. Die Windverhältnisse im Windschatten der Inseln sind ganz speziell: obwohl wir mehr als 20km vom Festland entfernt sind reist mitunter der Wind innert Sekunden ab. Dann schlagen natürlich die Segel und wir müssen die Motoren starten. Aber es macht Spass, wieder mal unter Segeln über die See zu ziehen. An Sonntag kurz vor Mitternacht sind wir schon südlich von Les Saintes. Da wir nicht in der sternenklaren Nacht in die Bucht einlaufen und ankern wollen umrunden wir halt den Archipel erst mal ostwärts.

Am nächsten Morgen fiel der Anker der MARADY zum ersten Mal auf unserer Reise in bekannten Grund: Schon letztes Jahr verbrachten wir 3 Wochen auf Les Saintes. Dieses Jahr ankerten wir jedoch nicht in der Bucht vor dem Hauptort. Dort wurden nämlich kostenpflichtige Mooring-Bojen ausgelegt. Man kann nicht verpflichtet werden, diese zu benutzen, aber wir wollten keine Diskussionen und ankerten in der Petite Anse westlich vom Pain du Sucre. Unseren Freund Frank von der "Frieda" begrüssten wir schon bevor der Anker fiel. Dann wurde erst mal aufgeräumt, bevor Mary eine Runde im klaren aber kalten Wasser schwimmen ging und Ady mit Frank den Stand der Welt erörterte.
In der Bucht ist die Sicht unter Wasser fantastisch: in den Korallen- & Felsblöcken tummeln sich Fische aller Grösse und Farben. Ganz kleine in grossen Schwärmen, die grösseren sind eher Einzelgänger. Die Neugier der Mittleren wurde ihnen zum Verhängnis: sie landeten auf unseren Tellern.

Am nächsten Tag wurde der ca 40 min Fussmarsch in den Hauptort Le Bourg absolviert um einzuklarieren und (viel wichtiger) frisches Baguette zu kaufen.
Zurück an Bord wurde die Nähmaschine ausgepackt: die nächsten zwei Wochen war diese täglich im Einsatz. Zuerst wurde der Bezug für einen Schaumblock, der in unseren gerundeten Sitzecken bequemeres Rumflätzen ermöglicht, geschneidert. Dies war durch die Form des Blockes und der notwendigen Reissverschlüsse ein Lehrstück für höhere Schneiderkunst. Danach folgten Teile mit einfacherem Schnittmuster: das Bimini, die Rollerabdeckung und der LazyBag. Nur bestehen diese aus festerem Gewebe und die Bahnen sind unhandlich gross. Zuerst mal scheuerte auch ständig der Faden durch weil wir die falschen Nadeln hatten. Die richtigen konnten im Haushaltwarengeschäft der Insel geordert und am nächsten Tag abgeholt werden. Die Rollfockleine musste natürlich auch frisch gespleisst werden. Und wenn man schon mal dabei ist können auch noch gleich ein paar Festmacherleinen verbunden werden.
Mary konnte natürlich der Versuchung, auf den höchsten Berg der Insel zu kraxeln, nicht widerstehen. Um den 300m hohen „Le Chameau“ zu besteigen reicht ein halber Tag völlig aus. Der Rundblick von dort oben ist auch bei diesiger Sicht phantastisch: der ganze Archipel bis rüber nach Guadeloupe. An klaren Tagen kann man bis Dominica sehen.
Les Saintes ist dafür bekannt, dass die Sonne fast täglich scheint. Das hat den Nachteil dass unsere Tanks nicht durch Regenwasser gefüllt werden können und Wasser recht teuer ist. Wir durften zwar einige Kanister kostenlos beim Hotel beziehen, aber auch wenn wir sparsam mit dem kostbaren Nass umgehen reichen 50l halt nur 3 Tage.

Überfahrt nach Guadeloupe

Am Ostermontag machten wir uns dann auf den Weg nach Pointe à Pitre. Das liegt zwischen den Schmetterlingsflügeln von Guadeloupe. Hart am Wind schafften wir die 24nm ohne motoren. Der Fisch, der an der Angel anbiss, riss jedoch die Leine durch so dass das er nicht auf dem Teller landete und nun wahrscheinlich leider elend zugrunde geht. Auf unserer Einkaufsliste steht nun auch eine stärkere Angelleine.

Frank war mit seiner „Frieda“ vor uns losgefahren und lag schon vor Anker bei der Marina Bas du Fort. Bei der Suche nach dem günstigsten Ankerplatz entdeckten wir auch einen anderen Bekannten: Alex mit seiner „Rose“. Er erzählte von seinen Erlebnissen im vergangenen Jahr, unter anderem war er auch in Kuba, unserem nächsten Ziel. Da sind Informationen natürlich gefragt. Da sein Geräteträger auf der Überfahrt von Kuba nach Guadeloupe gelitten hat ging er in die Marina damit dieser von Land aus geschweisst werden konnte. Das hatte für uns den Vorteil dass wir mit seinem Schlüssel günstig Wäsche waschen konnten. Und das mit einer Waschmaschine die sogar über ein funktionierendes Programm für Kochwäsche verfügt! Mary genoss auch die ausgiebige Dusche in der Marina: fantastisch wenn man das Wasser über sich laufen lassen kann ohne sich Gedanken über den Verbrauch zu machen.
Die Wassertanks der MARADY wurden natürlich auch wieder aufgefüllt. Wenn man 400l mit Kanistern an schleppt geht man automatisch sorgsam mit dem Wasser um.

Pointe à Pitre ist keine wirklich schöne Stadt: die alten Gebäude sind verfallen und auch bei den neuen blättert Putz und Farbe ab. Trotzdem wird der Ort von grossen Kreuzfahrtschiffen angelaufen. Der Auftritt deren Passagiere trägt wohl dazu bei dass Weisse nicht immer freundlich behandelt werden. Dies ist jedoch nur bei einem Teil der Bevölkerung der Fall, die anderen sind sehr herzlich! Die Marktfrau, die Mary unbekannte Früchte verkaufte lächelte aber wohl aus einem anderen Grund: die Nomi genannten Früchte stinken nämlich reif wie vollreifer Ziegenkäse! Aber sie sollen sehr gesund sein und in Europa werden für 1l 30Euro hingelegt. Nun, wir sind um eine Erfahrung reicher, vielleicht auch etwas gesünder. Trotzdem flog der grösste Teil der Noni's über Bord, hoffentlich ist nicht noch ein Fisch an dem Gestank zugrunde gegangen.
Ady besorgte noch dies und das an Ersatzteilen und besuchte den „Ship-o-case“, ein Schiffszubehör-Trödler, mehrere Male.

Am 22. April verabschiedeten wir uns von Frank, wir werden ihn hoffentlich im Juli in Grenada wieder treffen. Er blieb noch einige Tage während wir uns via Dominica auf den Weg nach Cuba machten.

 

Überfahrt Dominica:

Vor dem Start nach Cuba wollten wir noch einen Halt auf Dominica machen um Gas aufzufüllen und Grünzeug einzukaufen. Beides ist in Guadeloupe trotz relativ günstigem Euro sehr teuer. Eigentlich wollten wir unsere Einkäufe in Rousseau, der Hauptstadt erledigen. Aber obwohl wir hart am Wind bis Dominica in den Süden der Insel zu kommen. Und im Lee der Insel wollten wir nicht segeln denn die Windverhältnisse sind dort kaum vorhersehbar. Also liefen wir halt Portsmouth an. Eine Bucht die wir auch schon im letzten Jahr besucht hatten.
Wir freuten uns, dass wir unsere Bekannten Vreni und Hansruedi mit ihrer „Verena“ trafen. Die beiden lernten wir in Trinidad kennen und haben sie in Point à Pitre wieder gesehen, konnten uns dort aber nicht von ihnen verabschieden.

In Portsmouth hat sich nicht viel verändert. Die Marina, welche von Marokko gebaut wird ist nach wie vor im Bau. Dafür ist die Strasse nach Roseau, welche im vergangen Jahr von Chinesen gebaut wurde, nun fertig. Und erfreulicherweise sind Venezolaner dabei, die vielen Wracks in der Bucht zu entsorgen. Es ist uns aber schleierhaft, weshalb diese Arbeit, welche nun wirklich kaum Fachkräfte braucht, nicht von Einheimischen erledigt werden kann. Denn Arbeitslose, welche häufig auch den Drogen verfallen sind, gibt es genug. Einer davon, der 28 jährige Junior begleitet uns auf der Suche nach Angelschnur. Er war drogenabhängig, ist seit 3 Jahren weg von Kokain und seit 7 Monaten mit Hilfe der AA auch alkoholfrei. Er hat einen 4 jährigen Sohn der mit seiner Mutter in Trinidad lebt und will möglichst bald dorthin. Bis dahin schlägt er sich die Zeit halt irgendwie tot, leider auch mit einem Joint schon vor Mittag. Er führte uns zu einem Mangobaum mit reifen Früchten. So fanden mindestens 3kg dieser leckeren Früchte den Weg auf die MARADY.
Nachdem auch eine neue Angelschnur an Bord war und die Gasbehälter alle voll stand der lange ersehnten Abfahrt nach Cuba nichts mehr im Wege: Fidel, wir kommen!


 

 
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