2009 August: Azoren, Teil 2
 

2009 August: Azoren, Teil 2

Natürlich haben wir auch auf S. Miguel mehr Zeit verbracht als geplant. Aber auch diese Insel ist so wunderschön! Da S. Miguel etwas grösser ist brauchten wir mit dem Mietauto auch 2 Tage um diese zu umrunden. Auf unserer Route lagen kleine Dörfer, Teeplantagen, steile Küsten und vieles mehr (natürlich wieder Hortensien, Hasen und Kühe) und per pedes durchwanderten wir Wälder die als Kulisse für „Herr der Ringe“ gerade richtig wären. Das „wir“ umfasste in dem Falle Arne, seine Freundin Henrieke und mich. Antonio fand „caminar“ (laufen) schlicht eine Zumutung und Ady schloss sich dieser Meinung an. So konnten die beiden in Ruhe Antonios Musikkassetten (ja, das gibt’s noch, und auch Mietwagen die nur Kassetten schlucken) voll Power dröhnen lassen während wir Blumenfelder rochen und Wasserfälle raschen hörten.

In der Nacht fuhren Arne und Ady dann nochmals los um ein Bad in den warmen Schwefelquellen im tiefen Wald zu nehmen. Wobei diese gar nicht so warm gewesen seien wie angenommen.

Unsere Marady lag im Hafen von Vila Franca do Campo vor Anker. Im Ort fanden gerade die staatlich finanzierten Sommerkonzerte statt. So konnten wir von lokalen Bands über „Abba“ bis zu „Queen“ etliche Konzerte kostenlos besuchen. Und so ein Konzert ist nicht nur wegen der Band ein Erlebnis, sondern auch wegen der Besucher: vom Säugling im Babybuggy bis zur Oma sind alle da, egal welche Musik spielt.

Da ich halt immer noch hie und da etwas Auslauf brauche bin ich zu der Kapelle der Nossa Senhora da Paz hoch gewandert. Dies ist nur eine ca 2 stündige Wanderung. Die Kapelle an und für sich ist sehr schön gelegen mit einem Rundblick über den Hafen und 12 Kachelbildern in der Mitte des Aufstiegs, die das Leben Jesu zeigen. Der Legende nach haben Hirtenkinder dort eine Statue der heiligen Maria gefunden. Die Relikte wurde in die Dorfkirche gebracht, aber am nächsten Tag war sie wieder am angestammten Platz. Deshalb wurde dort über der Statue die Kapelle errichtet. Auf dem Rückweg passierte ich einen der vielen öffentlichen Grillplätze. Ich muss offensichtlich einen sehr durstigen Eindruck gemacht haben, auf alle Fälle wurde ich zu einem (Soft) Drink eingeladen. Da nur der Sohn Englisch spricht und mein Portugiesisch nach wie vor zu wünschen übrig lässt musste er halt übersetzen. Aber die ganze Familie (ca 10 Personen, ca 5 – 80 Jahre alt) wollte wissen woher wir kommen und wie uns die Azoren gefallen.

17. August

Am 17. August haben wir den Anker gehoben um nach Sta Maria zu segeln. Es war eine ruhige Nachtfahrt. So 5 kts Fahrt gerade richtig um bei Tageslicht in Sta Maria anzukommen. Ich habe natürlich wieder mal die halbe Nacht geschlafen. Dafür haben uns bei Sonnenaufgang eine Herde von mindestens 50 Delfinen besucht! Das Wasser um die Marady brodelte von auftauchenden Delfinen!

Nun liegen wir hier in Praia vor Anker und am Strand gibt es keinen Dinghi-Anleger. Dabei findet am Strand ein privates Openair Fesival statt das ca 4000 Besucher anzieht (die Insel hat 6'000 Bewohner)!

Wenn wir an Land wollen müssen wir also erst mal mit unserem Beiboot durch die Brandung. Das heisst, erst mal schauen, wo es am wenigsten Brecher hat, dann los unter Motor. Wenn wir am Strand sind muss Ady subito denn Motor hoch heben bevor er Grund berührt und ich raus aus dem Boot und dieses möglichst weit aus dem Wasser ziehen. Dabei habe ich auch schon einen unfreiwilligen Taucher gemacht weil eine nachfolgende Welle das Dingi gedreht und mich umgeschmissen hat. Dann das Boot (unseres hat einen soliden Fiberglasboden, dann noch der Motor, ist also recht schwer) so hoch ziehen, dass es bei Flut nicht weggespült werden kann. Die Rückreise ist noch abenteuerlicher: Da können wir den Motor ja nicht schon am Strand starten. Also Ruder raus, Boot in's Wasser schieben bis ich den Boden unter den Füssen verliere. Ady in's Boot rein und gegen die Brandung rudern als wolle er die Rootsee -Regatta gewinnen.. Meist hat es trotz Planung noch einen Brecher drin der dann das Dinghi in einen kleinen Swimmingpool verwandelt. Was nicht festgebunden ist ist in dem Falle eh verloren. Danach Motor runter und schauen dass keine brechende Welle mehr das Dingi erwischt. Ja, und ich muss dann durch diese Brecher hindurch schwimmen und Ady zieht mich dann ins Dingi rein. Dann heisst es unter Motor zurück auf unser trockenes Heim, das Wasser und den Sand aus dem Dinghi schöpfen und hoffen beim Auspacken möglichst viel zu finden das nicht nass wurde (wichtige Papiere und Geld haben wir schon in einem wasserdichten Beutel).. Nach Einseifen und weiterem (diesmal freiwilligem) Bad im Meer und einer kurzen Süsswasserdusche nennt sich das ein erfolgreicher Ausflug.

Dieses Manöver nimmt man schon mal auf sich um per Anhalter in den Hauptort zu gelangen um die Einreiseformalitäten zu erledigen. Denn eigentlich muss man sich auf jeder Insel der Azoren an- und wieder abmelden. Solange wir innerhalb der Azoren blieben haben wir das auch nicht sooo genau genommen. Aber dies ist unser letzter Ankerplatz auf den Azoren, also kommen wir der Pflicht nach. Als wir nach oben beschriebener Prozedur am Strand gelandet sind sehen wir auch prompt die Policia Maritima um unsere MARADY kreisen. Wären wir an Bord gewesen hätten sie die Formalitäten an Ort und Stelle erledigt. Nuja, wir fragen den nächsten Polizisten nach dem Weg zum Büro der Policia Maritima. Anstelle einer Antwort hält er jeden Wagen an der in die Richtung fährt: der Dritte hat Platz für zwei Personen und wird angewiesen, uns am gewünschten Platz abzuliefern! So was ist Service! Leider war dann die Policia Maritima immer noch auf See und ich habe mich 2 Stunden mit der Assistentin sehr gut unterhalten. Über Funk hatte diese aber schon erfahren dass wir angeblich im Sperrgebiet von Stromkabeln ankern würden. Wir hatten diese auf der Karte und fanden, wir seinen genügend weit entfernt. Sie gab mir dann die genaue Peilung zu einem Leuchtturm. Wobei Leuchtturm an der Stelle bei mir nur Fragezeichen auslösten. Der Comandante korrigierte die Aussage der supernetten Assistente (ihr Name ist Dulce) nur insofern dass das Leuchtfeuer heute nicht mehr sichtbar ist weil es von einer Hausmauer verdeckt wird. Es ist wirklich kaum zu glauben: aber die haben wirklich ein Haus so gebaut dass das Leuchtfeuer nur noch teilweise, von Osten her, sichtbar ist! Wie auch immer: wenn wir jetzt die Hausmauer, hinter der das Leuchtfeuer liegt, anpeilen, sind wir noch sicher 100m vom Sperrgebiet entfernt verankert (mit ca 30m Leine auf 10 m Grund). Sofern unsere Peilungen stimmen werden wir also morgen, wenn wir Richtung Madeira loslegen, auf der Insel keinen Stromunterbruch hervorrufen, nur weil unser Anker versehentlich die Hauptversorgung gekappt hat...

Diesen nächsten Reiseabschnitt treten wir mit dem Rest der „Flores Gang“, nämlich Arne von der Seven Seas (und seiner in S. Miguel zugestiegenen Freundin Henrieke) und dem pirata Antonio von der Razzle Dazzle an. Arne wird auf Madeira einen längeren Stopp einlegen bevor er nach Antigua segelt wo er eine neue Anstellung als Bootsschreiner hat. Antonio wird erst mal seine Familie in Teneriffa besuchen.

Etwas traurig sind wir schon dass wir uns von Arne und Antonio verabschieden müssen, sind wir doch seit Flores zusammen gesegelt und haben in den beiden gute Freunde gefunden. Aber wer weiss wo uns der pirata von der Razzle Dazzle das nächste Mal überfällt? Und wo wir Arne besuchen können wissen wir ja.

 
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